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NeoRetro: Super Mario World 2: Yoshi’s Island
Am 22. September 2010 im Topic 'NeoRetro'


Titel: Super Mario World 2: Yoshi’s Island
Konsole: Super Nintendo Entertainment system (SNES)
Entwickler: Nintendo
Publisher: Nintendo
Erscheinungsjahr: 1995
Genre: Jump'n'Run

Super Mario Bros., das weltweit bekannteste Videospiel überhaupt, feiert derzeit seinen 25. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch, kann man nur sagen. Und ein dickes, fettes Dankeschön an Nintendo und Shigeru Miyamoto. Denn ohne Shigeru Miyamoto, Nintendo, das NES und eben Super Mario Bros. wären die Videospiele nach dem großen Videospiel-Crash in den USA im Jahr 1983 vermutlich wortwörtlich von der Bildfläche verschwunden oder höchstens noch unterschwellig weitergelaufen. Nintendo jedoch hat die Branche mehr oder weniger im Alleingang gerettet. Und ich möchte hier auch mal darauf hinweisen, dass Nintendo derzeit die einzige wahre Videospielfirma auf dem Markt ist. Sony und Microsoft sind keine Videospielhersteller, sondern riesige Konzerne, bei denen das Videospielsegment nur einen ganz geringen Teil ausmacht, den man auch wieder abschießen kann, wenn der Umsatz nicht stimmt. Doch das wird vorerst ganz bestimmt nicht passieren, denn inzwischen hat in Deutschland fast jeder zweite Haushalt eine Videospielkonsole.

Ich beschäftige mich in dieser Review mit einem etwas ungewöhnlicheren Teil der Super-Mario Bros.-Reihe, nämlich Yoshi's Island. Mit Super Mario Bros. 3 auf dem NES und Super Mario World hat Nintendo zwei absolute Klassiker geschaffen, die bis heute zu den besten Jump'n'Runs überhaupt gehören. Nach zwei solchen Krachern war es mit Sicherheit nicht leicht, wieder ein Topspiel zu kreieren - doch Nintendo wären nicht Nintendo, wenn es ihnen nicht gelungen wäre. Das Ergebnis ist Super Mario World 2: Yoshi’s Island, besser bekannt als Yoshi’s Island.



Ein Storch trägt ein Bündel mit zwei Babys, wird jedoch von Kamek attackiert und verliert eines der Babys. Er selbst und das andere Baby werden von Kameks Schergen entführt. Das abgestürzte Baby landet auf dem Rücken eines grünen Yoshi, der es zu seinen vielfarbigen Artgenossen bringt. Gemeinsam entscheiden sie, dass Baby per Staffellauf zu Bowsers Schloss zu bringen. Soweit die Hintergrundgeschichte von Yoshi’s Island.



Yoshi hat einige neue Fähigkeiten. Die wichtigste dürfte das Schießen von Eiern sein, die er entweder aus gefressenen Gegnern herstellt oder in bestimmten Blöcken findet. Anfangs ist das Zielen und Schießen zwar noch etwas gewöhnungsbedürftig, doch man lernt recht schnell damit umzugehen. Nützlich ist auch die Stampfattacke, mit der z.B. Hindernisse aus dem Weg geräumt werden können.



Darüber hinaus kann sich Yoshi in verschiedene Fahrzeuge verwandeln und bekommt die Hilfe eines Hundes. Melonenkerne spuckt Yoshi schneller als jedes Maschinengewehr. Außerdem kann Baby Mario mit einem Superstern auch selbst in Aktion treten und dank Superkraft sogar an Wänden und Decken laufen.

Unter normalen Umständen muss man jedoch aufpassen, dass man nicht von Gegnern getroffen oder berührt wird, sonst fliegt Baby Mario in einer Blase umher und muss möglichst schnell berührt werden, denn nach Ablauf eines Countdowns wird er von Kameks Schergen entführt.

Die Macher von Yoshi’s Island feuern ein ganzes Feuerwerk an kreativen Ideen ab. Nicht nur die bereits erwähnten neuen Fähigkeiten Yoshis - auch seine vielen verschiedenen Gegner sind mit Liebe zum Detail gestaltet. Die Vielfalt der Gegner ist enorm - von der Obelix-Parodie Xilebo zu frechen Affen und nahezu unbesiegbaren Metalligeln sind sehr viele verschiedene Gegnertypen anzutreffen, ständig steht man neuen gegenüber.





Und auch beim Leveldesign hat man nicht gekleckert. Bunte Blumenwiesen, sumpfige Dschungelgebiete, glitzernde Kristallhöhlen - das und vieles mehr erwartet den Spieler. In manchen Leveln fliegen sogar Pollen umher, die auf Yoshi wie Drogen wirken: die Musik wird langsam, Yoshi selbst ebenfalls, bunte Lichteffekte flackern über den Bildschirm, während sich die Plattformen plötzlich wie Meereswellen bewegen.



Die Grafik ist in bewusstem Kontrast zu Donkey Kong Countrys gerenderten und eher realistisch wirkenden Spielewelten gestaltet und kommt daher, wie mit Buntstiften und Wachsmalkreide gezeichnet. Die Grafik wirkt dadurch zwar kindlich, ist aber dadurch nicht weniger beeindruckend. Da das Spiel mit dem Super-FX-2-Chip ausgestattet wurde sind auch einige für SNES-Verhältnisse wirklich erstaunlich gute 3D-Effekte in das Spielegeschehen eingebaut, vor allem in den jeweiligen Burg-Levels.

Musikalisch hat das Spiel ebenfalls einiges zu bieten: Flower Garden ist fröhlich und macht richtig Laune, die Underground-Musik ist geheimnisvoll-mysteriös (und darüber hinaus ein persönliches Lieblingsstück) und Story Music Box weckt sehr viel Emotionen. Das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus den vielfältigen Stücken, die Koji Kondo eigens für Yoshi’s Island komponiert hat.



Dadurch, dass die einzelnen Level sehr groß und weitläufig sind und zahlreiche Geheimnisse verbergen, erhöht auch den Wiederspielwert enorm. Wenn in einer Welt alle Geheimnisse in allen Leveln gefunden wurden, kann man noch weitere Bonuslevel freizuschalten. Es lohnt sich also jeden Winkel eines Levels genauesten zu erforschen.



Ich möchte hiermit übrigens noch auf Oriotos grandiose DeviantArt-Galerie mit wundervollen Bildern zu vielen "Retro"-Spielen hinweisen, wo auch mein aktuelles Desktopbild her ist.

Fazit:

Man merkt, dass die Entwickler bei Nintendo dem SNES, dass kurz darauf von PlayStation und N64 "abgelöst" wurde, allen treuen Spielern und gerade auch sich selbst zum Abschied noch ein letztes ganz besonderes Spiel schenken wollten. Das ist ihnen vollends gelungen.

Yoshi’s Island ist ein Füllhorn guter und vor allem auch gut umgesetzter Ideen: Spielmechanik, Leveldesign, Gegnerdesign, Power-Up-Design - die vielen Neuerungen fügen sich perfekt in das Jump'n'Run-Konzept ein und erweitern es um zahlreiche interessante Komponenten. Die Grafik ist genial und genauso detailverliebt wie das gesamte Spiel - manchmal möchte man sich einfach nur die wundervoll gestalteten Levels ansehen. Der Soundtrack aus der Feder Koji Kondos rundet ein perfektes Spieleerlebenis ab. Ein zweites Mal vergebe ich deshalb die Höchstwertung.

Einziger Wermutstropfen: Yoshi’s Island ist leider (noch) nicht für die Virtual Console der Wii erhältlich. Obwohl es, zusammen mit Earth Bound und Final Fantasy VI ganz oben auf der Wunschliste aller Nintendo-Fans steht. Aber die Hoffnung auf eine entsprechende Veröffentlichung besteht - und ist nicht gerade klein.

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