TiRos Blog
Freitag, 3. September 2010
NeoRetro: Super Mario RPG: Legend of the Seven Stars
Am 03. September 2010 im Topic 'NeoRetro'
EDIT (30.09.10): Diese Review ist inzwischen auch in leicht abgeänderter Form bei GamezGeneration erschienen.



Titel: Super Mario RPG: Legend of the Seven Stars
Konsole: Super Nintendo Entertainment System (SNES)
Entwickler: Square
Publisher: Nintendo
Erscheinungsjahr: 1996
Genre: Rollenspiel/Jump'n'Run

Was passiert, wenn sich die Macher von Super Mario und die Macher von Final Fantasy an einen Tisch setzen und gemeinsam ein Spiel gestalten? Es entsteht ein großartiges Spiel! Super Mario als rundenbasiertes Rollenspiel? Das klingt zunächst einmal eher merkwürdig, wenn nicht komplett abwegig. Doch so absurd das auch anfänglich klingen mag, so gut funktioniert es dann im fertigen Spiel.

Vermutlich werden viele noch nie etwas von Super Mario RPG: Legend of the Seven Stars gehört haben, da das Spiel in Europa erst am 22. August 2008 als Download für die Virtual Console der Wii erschienen ist.

Zu Beginn des Spieles wird Peach mal wieder von Bowser entführt, Mario folgt ihnen zu Bowsers Schloss und besiegt den Koopa-König. Doch in diesem Moment saust ein gigantisches Schwert vom Himmel herab auf Bowsers Schloss. Mario, Peach und Bowser werden über die Weltkarte verstreut, die Brücke zu Bowsers Schloss zerstört. Als Mario versucht man jetzt herauszufinden, was genau passiert ist und was es mit den titelgebenden sieben Sternen auf sich hat. Ich möchte hier vom Plot auch nicht zuviel vorwegnehmen. Nur so viel: er ist spannend, lustig, traurig, rührend - und alles in allem sehr gut, wie es sich für ein gutes RPG gehört.



Nach und nach schließen sich dann auch "Kaulquappe" Mallow, Holzpuppe Geno, Bowser und Peach an und erweitern die Party. Die aktive Party besteht jedoch nur aus drei Charakteren, wobei Mario immer gesetzt ist und auch nicht getauscht werden kann. Die restliche Besetzung kann man sich frei zusammenstellen. Sehr vorteilhaft ist, dass auch die beiden inaktiven Figuren nach Kämpfen Erfahrungspunkte bekommen und somit auch im Level aufsteigen und nicht hinter den aktiven Figuren zurückfallen. Alle Figuren haben sowohl normale als auch magische Attacken. Bei Mario, Geno und Bowser sind diese eher offensiv, bei Mallow und Peach sind es eher defensive Heil- und Statuszauber. Diese Zauber können jedoch nur benutzt werden, wenn man über genügend Blumenpunkte verfügt. Die in sonstigen Mario-Spielen für Feuer (und neuerdings auch Eis) zuständigen Blumen versorgen die Party hier mit Magiepunkten, entsprechend dazu heilen Pilze HP. Bei Square hat man sich einige sehr gelungene Gedanken gemacht, wie man die Mario-typischen Power-Ups als Rollenspiel-Items sinnvoll einbauen kann. Leider ist die Anzahl der Items, die man mit sich herumtragen kann, jedoch sehr begrenzt. Inventarmanagement wird da zu einer notwendigen und wichtigen Tugend. Oft genug muss man sinnvolle Items wegwerfen oder verkaufen, da der Platz im Inventar viel zu gering ist.

Der gesamte Spielverlauf ist recht linear, aber man kann über die Weltkarte stets alle bereits besuchten Orte wieder betreten. Auch ohne Luftschiff ist dies hier sehr elegant gelöst, denn im Spielverlauf erweist sich die Welt doch als relativ groß. Alle Areale und Figuren sind in isometrischer (Pseudo-)3D-Sicht (ähnlich wie in Donkey Kong Country) Mario-typisch knallbunt und mit Liebe zum Detail gestaltet bzw. gerendert und bieten jeweils ganz unterschiedliche und individuelle Umgebungen - ob Rosendorf, Monstro-Town oder Nimbusland, immer wieder gibt es Neues zu entdecken. Diese Grafik dürfte das Beste gewesen sein, was aus dem SNES herauszuholen war - und sie kann sich absolut sehen lassen.



Bei der Liebe zu den Details muss man auch die vielen Anspielungen auf andere berühmte Nintendo-Franchises erwähnen. Link (Zelda) und Samus Aran (Metroid) liegen schlafend in Betten, Modelle der Raumschiffe aus Star Fox und F-Zero stehen auf einem Schrank. Außerdem tauchen gleich mehrere Gegner auf, die genau wie Donkey Kong aussehen. Aber auch Square ließ sich das Recht auf Anspielungen nicht nehmen und hat mit dem versteckten Kampf gegen Culex eine interessante Episode eingebaut. Während man gegen Culex kämpft, läuft die Boss-Musik aus Final Fantasy IV, nach dem Sieg die Final-Fantasy-Fanfare und im Gespräch mit Culex das berühmte Prelude-Arpeggio. Da schlägt das Nerd-Herz höher.



Wie bereits erwähnt, sind die Kämpfe rundenbasiert gestaltet. Interessant sind bei Mario RPG vor allem die Action Commands: wenn man während der eigenen oder der gegnerischen Attacke rechtzeitig den A-Knopf drückt, wird die Attacke bzw. die Abwehr verbessert. Dadurch kann der Spieler aktiver auf das Kampfgeschehen eingreifen und ist nicht nur auf die Attackenauswahl beschränkt. Jedoch ist es manchmal schwierig, herauszubekommen, in welchem Augenblick man denn jetzt genau den A-Knopf drücken muss, etwas deutlichere Signale hätten dabei gut getan. Da die Gegner alle auf der "Oberwelt" erkennbar herumlaufen, kann man mit etwas Geschick Zufallskämpfen auch ausweichen - dies gelingt jedoch nicht immer und manchmal nerven diese Kämpfe dann doch. Das Gegner-Design ist rundum gelungen, neben den üblichen Mario-Gegnern wie Koopas, Goombas oder Birdo gibt es z.B. auch die Axem Rangers - eine offensichtliche Parodie der Power Rangers.



Neben den Kämpfen darf Mario sich auch an mehreren Stellen in seiner Paradedisziplin, dem Springen, messen. Einige dieser Sprungpassagen sind jedoch sehr schwierig, insbesondere da sich die isometrische (Pseudo-)3D-Sicht hier als enormer Nachteil erweist. Oft kann man Entfernungeen, Ebenen oder Höhen trotz Schatten nur schwer abschätzen und springt häufig ins Leere. Dies ist jedoch ein generelles Problem der isometrischen Darstellungsweise.

Besonders gelungen ist bei Mario RPG auch der Soundtrack, was jedoch kaum verwundert, da gerade Nintendo und Square dafür bekannt sind, sehr gute Musik in ihre Spiele zu integrieren. Besonders angetan hat es mir persönlich das Stück Beware the Forest's Mushrooms bzw. Geno's Theme, das ursprünglich wohl auch in Super Smash Bros. Brawl als Kampfmusik enthalten sein sollte, jetzt aber doch "lost" ist. Und wenn wir schon bei Geno sind: obwohl er bisher erst ein Mal in einem Nintendo-Spiel aufgetreten ist, steht Geno auf so ziemlich jeder Wunschliste für neue Brawl-Figuren. Da aber die Rechte für Geno bei Square liegen und das Verhältnis zwischen Nintendo und Square nicht unbedingt das Beste ist, kann man hier nur auf eine Einigung hoffen. Ich jedenfalls wäre dafür, denn Geno und auch Mallow stehen auch auf meiner persönlichen Brawl-Wunschliste.

In dieser Playlist gibt es den gesamten Mario-RPG-Soundtrack, den man sich ruhig mal anhören kann.



Neben der Hauptgeschichte bietet das Spiel auch viele Neben-"Quests", so dass der Spielspaß auch bei einem erneuten Durchspielen immer hoch bleibt. Außerdem hat Shigeru Miyamoto auch hier wieder unzählige unsichtbare Blöcke versteckt, die man erst ein Mal finden muss. So bleibt auch eine gewisse Langzeitmotivation erhalten.

Fazit:

Super Mario RPG: Legend of the Seven Stars ist ein sehr gutes Rollenspiel und es ist umso überraschender, dass das Zusammentreffen von Super Mario und Final Fantasy so gut funktioniert. Die Grafik ist großartig, die Story mitreißend und überraschend, der Soundtrack genial. Einzig die teilweise kniffligen Sprungpassagen und die zu geringe Inventargröße sorgen für unnötiges Frustrationspotential. Außerdem hätte ich mir auch Luigi, der ewig in Marios Schatten steht, als spielbare Figur oder zumindest als NPC gewünscht, mit Ausnahme einer kleinen Anspielung taucht er jedoch gar nicht auf. Schade. Jeder, der eine Wii besitzt sollte sich davon jedoch nicht abhalten lassen und das Spiel von der Virtual Console herunterladen - die 900 Wii Points bzw. 9 € sind eine lohnende Investition, da man das Spiel ganz bestimmt mehr als ein Mal durchspielen wird.

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