NeoRetro: Day of the Tentacle
Am 26. August 2010 im Topic 'NeoRetro'
Titel: Maniac Mansion: Day of the Tentacle
Konsole: PC
Entwickler: LucasArts
Publisher: LucasArts
Erscheinungsjahr: 1993
Genre: Point-and-Click-Adventure
Fortsetzungen sind ja so eine Sache. Gerade bei Filmen fürchtet man sich ja manchmal sogar vor den zweiten, dritten und vierten Teilen, da sie leider viel zu oft an "Sequelitis" leiden und nur Geld aus einer "Cash Cow" quetschen wollen. Doch im Hause LucasArts kann man mit Fortsetzungen sehr gut umgehen, immerhin hat Namensgeber George Lucas ja eine der erfolgreichsten Filmreihen der Welt geschaffen, bei der Teil 2 (bzw. 5) und Teil 3 (bzw. 6) den ersten sogar noch übertreffen. Dies ist den Entwicklern auch bei Maniac Mansion: Day of the Tentacle gelungen, das den meisten schlicht als Day of the Tentacle bekannt sein dürfte.
Während mich persönlich der erste Teil von Maniac Mansion nicht so umgehauen hat, hat mich Maniac Mansion: Day of the Tentacle geradezu von meinem Schreibtischstuhl gefegt. Die Fortsetzung übertrifft den ersten Teil in allen Punkten, was wirklich eine reife Leistung ist.
Aus dem ersten Teil ist nur noch der Nerd Bernard Bernoulli, der zugleich eine der drei Hauptfiguren ist, übrig geblieben. Und natürlich auch das titelgebende Herrenhaus mit den ebenfalls titelgebenden Tentakeln. Purpur Tentakel wird durch verseuchtes Wasser zu einem größenwahnsinnigen Genie, der sich fühlt, als könnte er die Welt erobern. Und er macht sich auch schleunigst daran, dieses Ziel zu verwirklichen.
Grün Tentakel benachrichtigt per Hamster-Post Bernard, der sich mit seinen beiden Mitbewohnern, der Medizinstudentin Laverne und dem Heavy-Metal-Roadie Hoagie, zum Herrenhaus begibt, um Purpur aufzuhalten. Doktor Fred versucht, die drei in die Vergangenheit zu schicken. Doch leider hat die Zeitmaschine einen Defekt. Bernard landet wieder in der Gegenwart, Hoagie 200 Jahre in der Vergangenheit und Laverne 200 Jahre in der Zukunft. Es liegt am Spieler, alle drei wieder wohlbehalten aus ihren jeweiligen Epochen zurückzubringen und Purpur endgültig zu besiegen.
Um das anzustellen, muss man etliche Rätsel lösen, die jedoch alle von sich heraus lösbar sind (nicht, wie z.B. bei Sam and Max Hit the Road, wo die Lösungen der Rätsel teilweise einfach gar keinen Sinn ergeben). Viele funktionieren über das Schema des Zeitparadoxon. Um gewisse Dinge in der Zukunft zu benutzen, muss man Entsprechendes mit ihnen in der Vergangenheit oder der Gegenwart anstellen. So kann man es sich dann nutzbar machen, dass aus Wein mit der Zeit Essig wird oder, dass Pullover im Trockner gerne mal eingehen.
Hoagie muss in der Vergangenheit auch mit historischen Persönlichkeiten wie etwa George Washington und Benjamin Franklin zusammenarbeiten, dabei kann man sogar das eine oder andere über amerikanische Geschichte lernen. Laverne dagegen, muss sich in einer Zukunft behaupten, in der der Mensch als dominante Spezies von den Tentakeln abgelöst wurde.
Die vielen Rätsel, zahlreiche Anspielungen und die brillianten Dialoge (auch in der wirklich gelungenen deutschen Synchronfassung) bringen einen des Öfteren zum Schmunzeln und mindestens genauso zum Lachen. Die LucasArts-Macher um Ron Gilbert und Tim Schafer präsentieren sich einmal mehr als Meister des Humors.
Auch die musikalische Untermalung ist gelungen und passt gut zum Spiel. Ebenso auch die Grafik. Jede Zeitebene hat ihr eigenes "Design", das jeweils einen ganz eigenen Charme hat. Gesteuert wird einmal mehr mit der SCUMM-Engine. Verben und Objekte ergeben zusammen eine Aktion, teilweise reicht es jedoch schon aus ein Objekt aus dem Inventar zu wählen und auf ein weiteres Objekt zu klicken. Insofern ist die SCUMM-Engine im Gegensatz zu Vorgängern wie The Secret of Monkey Island verbessert worden.
Fazit:
Leider ist das Spiel, wie anscheinend alle LucasArts-Adventures, etwas kurz. Da es so viel Spaß macht und so unglaublich lustig ist und vor Kreativität sowie Herzblut der Entwickler nur so sprüht, hat es aber auch einen relativ hohen Wiederspielwert. Selbst wenn man sämtliche Rätsel irgendwann im Schlaf kann, nimmt das Spiel einen trotzdem immer wieder in seinen Bann, da man merkt, dass an diesem Meisterwerk mit ganz viel Liebe gearbeitet wurde. Das ist kein hingeklatschter Ego-Shooter-Rotz, in dem man zum drölften Mal Nazis niederballert oder der nur grafisch leicht verbesserte alljährliche Aufguss des beliebtesten Ballspieles der Welt, dies ist ein Spiel, an dem alle Beteiligten mit ganz viel Freude gearbeitet haben - und diese Freude merkt man auch beim Spielen. Aufgrund der leider zu kurzen Spielzeit schrammt Day of the Tentacle deshalb nur ganz knapp an der Bestnote vorbei.
Zum Vergleich gibt's hier übrigens die Review zu Maniac Mansion.