TiRos Blog
Dienstag, 1. Juni 2010
NeoRetro: Earthbound
Am 01. Juni 2010 im Topic 'NeoRetro'


Ich möchte diese Kategorie zu einer mehr oder weniger regelmäßigen Kategorie in meinem Blog machen und da sie sich mit Videospielen auseinandersetzen wird, gehört sie natürlich zum angekündigten Nerd-Kram. NeoRetro heißt diese Kategorie, da ich seit einiger Zeit alte Videospiele auf meinem PC spiele, teilweise unter Verwendung verschiedener Emulatoren und mit extra eingekauftem USB-Gamepad, die während der damaligen Zeit leider an mir vorbeigegangen sind, mir dafür jetzt oft noch viel mehr Spaß machen als das evtl. vor ein paar Jahren der Fall gewesen wäre. Die Spiele sind also alt (retro), für mich persönlich aber neu (neo), deshalb NeoRetro. Klingt komisch? Ja, vielleicht ist es das sogar. Aber egal.

Im Übrigen setze ich in meinen zukünftigen Reviews durchaus die eine oder andere Gamer-Vokabel als bekannt voraus. Wer nicht weiß, was z.B. ein "rundenbasiertes Kampfsystem" oder eine "isometrische Spielsicht" sind, sollte vlt. nochmal schnell Wikipedia konsultieren, besser als dort kann ich es ohnehin nicht erklären.

Titel: Earthbound
Konsole: Super Nintendo Entertainment System (SNES)
Entwickler: Ape/HAL Laboratory
Publisher: Nintendo
Erscheinungsjahr: 1994/95
Genre: Rollenspiel

Als erstes Spiel möchte ich in dieser Rubrik das Rollenspiel Earthbound aus dem Hause Nintendo aufnehmen. Ein Spiel, das einerseits auf eine gewisse Art und Weise bekannt ist, das andererseits aber doch kaum jemand gespielt hat. Bekannt ist es dadurch, dass die Hauptfigur Ness bisher in allen drei Super-Smash-Bros.-Teilen als freischaltbare Figur aufgetaucht ist, unbekannt ist es dadurch, dass das entsprechende SNES-Spiel sich nach seinem Erscheinen 1994/95 jedoch eher schlecht als recht verkauft hat und bei einigen Spielern erst allmählich ein Interesse an Ness' Herkunft entsteht (zugegebener Maßen auch bei mir). Eigentlich schade, denn hinter dem Titel Earthbound versteckt sich ein sehr gutes Rollenspiel, dass ich jedem überzeugten Gamer wärmstens empfehlen kann.

Kurz zur Story: Ness, ein kleiner Junge, der Baseball liebt und übernatürliche Psi-Kräfte besitzt, wacht nachts auf, weil ein Meteorit in seinem Heimatort Onett eingeschlagen ist. Zusammen mit seinem Hund King und dem Nachbarsjungen Pokey (bzw. Porky) Minch begibt er sich an die Absturzstelle. Von einem Alien namens BuzzBuzz, dass aus der Zukunft kommt, erfährt Ness, dass er auserwählt wurde, gegen Gigyas, der die Welt zerstören möchte, zu kämpfen. BuzzBuzz, Pokey/Porky und King stehen Ness jedoch nur kurz zur Seite, schnell muss er sich alleine auf den langen und beschwerlichen Weg machen.

Doch nach und nach bekommt er Hilfe von der ebenfalls Psi-begabten Paula, dem technisch versierten Physikstudenten Jeff sowie Poo (toller Name...), dem jungen Prinzen des fernen Landes Dalaam. Alle bringen spezielle Fähigkeiten mit. Paula kann beten, Jeff verschiedene Geräte reparieren und bedienen, Poo kann sich in seine Gegner verwandeln, außerdem können mit Ausnahme von Jeff alle ihre Psi-Kräfte nutzen und verschiedene Zauber auf die Gegner loslassen. JoJos, Baseballschläger und Bratpfannen werden in Earthbound zu überraschend effektiven Waffen umfunktioniert.

Obwohl die Story als episch beschrieben werden könnte, nimmt das Spiel sich selbst eher auf die leichte Schulter und macht mehr als einen Witz. In verschiedenen Sidequests muss man z.B. eine Jazz-Band, die ständig in finanzielle Notsituationen gerät, unter die Arme greifen, damit man im Spiel weiterkommen kann. Oder eine signierte Bananenschale erweist sich als das lang gesuchte Item, dass einen weiterbringt. Das eine oder andere Schmunzeln wird das Spiel beim Spieler auf jeden Fall hervorzaubern.

Earthbound ist sehr linear aufgebaut, frei in der Welt herumreißen kann man zwar schon früh zu Fuß, das ist jedoch langwierig und mühselig, richtig sinnvoll wird es auch erst später mit den beiden Warp-Zaubersprüchen, die allerdings so ihre Tücken haben und erst einmal gemeistert werden wollen. Mich selbst haben sie jedenfalls manche Nerven gekostet.

Gut gelungen ist vor allem das Kampfsystem, welches Rollenspiel-typisch rundenbasiert ist. "REs", also "random encounters", Zufallskämpfe, gibt es keine, da man die Gegner in der isometrisch dargestellten Umgebung immer sehen und ihnen ggf. ausweichen kann, was jedoch sowohl Glück als auch Geschick erfordert. Schafft man es, einen Gegner von hinten anzugreifen, bekommt man einen Überraschungsangriff und kann den Gegner evtl. sogar ohne jegliche Gegenwehr ausschalten - umgekehrt gilt das aber leider auch. Man sollte es deshalb vermeiden, den Gegnern den Rücken zuzudrehen. Vor den sehr psychedelischen Kampfhintergründen macht das Kräftemessen mit wilden Tieren, Aliens oder alten Omas (da nimmt der Generationenkonflikt doch mal ganz neue Ausmaße an) viel Spaß - dank der erwähnten Spezialfähigkeiten der vier Charaktere ergeben sich mitunter interessante strategische Erwägungen.

Erwähnenswert ist auch die rollende HP-Anzeige. Wird man von einem Gegner getroffen, womöglich sogar tödlich, rollen die HP langsam gegen 0. Schafft man es jedoch bevor dieser Countdown beendet ist, die Figur zu heilen, oder den Kampf zu beenden, bleibt die Anzeige augenblicklich stehen und die Figur ist nochmal gerettet. Wenn man also schnell reagiert, kann man noch so manchen Kampf drehen.

Die Grafik ist bewusst sehr Comic-mäßig gestaltet, was jedoch perfekt zum lockeren und lustigen Grundton des gesamten Spieles passt. Gelungen ist auch die akustische Untermalung, insbesondere das Hotel-Theme und das Snowman-Theme gefallen mir sehr gut. Zum genialen Snowman-Theme gibt es hier ein interessantes und sehenswertes Video, dass sich mit Geschichte und Entwicklung des Stücks auseinandersetzt: http://www.youtube.com/watch?v=XtBkOJkamKE

Der finale Kampf gegen Gigyas hat mich emotional richtig mitgenommen, die Spielemacher haben sich etwas wirklich Cleveres ausgedacht, damit unsere vier Helden den Kampf nicht ganz alleine austragen müssen und sogar der Spieler selbst seinen Teil zum Showdown beitragen kann. Super, kann ich da nur sagen.

Wer noch mehr über das Spiel wissen will, der kann hier mal reinschauen: http://en.wikipedia.org/wiki/EarthBound

Jede Menge guter Screenshots gibt es hier, weshalb ich mich auch dagegen entschieden habe, eigene zu machen: http://www.mobygames.com/game/snes/earthbound/screenshots

Fazit:

Earthbound ist kein Final Fantasy - weder grafisch, noch musikalisch, noch von der Tiefe der Story her. Doch dass muss es auch gar nicht, um ein gutes Rollenspiel zu sein - und das will es auch gar nicht erst. Earthbound ist locker-lustig, bunt und steckt voller guter Einfälle, die in Erinnerung bleiben. Das Spiel nimmt seine vier Charaktere ernst, bietet gerade bei Kämpfen interessante Innovationen und erzählt, bei aller Lockerheit, doch auch eine ernstzunehmende und mitreißende Geschichte über das Erwachsenwerden. Und mit Baseballschlägern, Bratpfannen und Feuerwerksraketen die Welt in rundenbasierten Kämpfen vor fiesen Aliens zu retten, ist wirklich etwas, was man in einem Videospiel nicht allzu oft tut. Es bleibt zu hoffen, dass Nintendo die Fans dieses Spieles erhört und es endlich als Download für die Virtual Console der Wii rausbringt. Ich würde es dann gleich noch mal durchzocken!

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