TiRos Blog
Samstag, 2. Januar 2016
10 Punkte, die ich an Episode VII mochte – oder auch nicht
Am 02. Januar 2016 im Topic 'GlotzGedanken'


Was ich mag:



Reys Miyazaki-Moment: Rey erste Momente erinnern ob bewusst oder unbewusst stark an die Animationsfilme von Hayao Miyazaki, der für seine starken weiblichen Protagonisten bekannt ist. Konkret sehe ich Parallelen zur Anfangsszene von Nausicäa aus dem Tal der Winde.



Visual Storytelling: Bleiben wir bei diesem Thema, denn während George Lucas in den Prequels gerne versuchte alles (inklusive der Macht) zu erklären, setzt Abrams auf die Devise "Show, don't tell" (zeigen, nicht erzählen), um uns beispielsweise zu vermitteln, wie lange sich Rey bereits alleine durchschlägt.

Rey, Finn, Po, BB8, Maz Kanata, Hux: Ich mag die meisten der neuen Figuren. Kurz und schmerzlos. ;)

Ich will mehr über die Figuren/das Universum erfahren: Was die Prequels zu viel haben, hat Episode VII zu wenig: Erklärungen. Aber mir ist durchaus bewusst, dass man nicht gleich im ersten Teil der neuen Trilogie bereits alle Antworten geben möchte, weshalb ich sehr darauf gespannt bin, was uns in den beiden kommenden Teilen erwartet.

Vielfältigkeit: Die drei neuen Hauptfiguren sind eine Frau, ein Schwarzer und ein Latino. Und auch in so ziemlich allen anderen Szenen sind immer Frauen, Asiaten oder Angehörige anderer Minderheiten zu sehen. Die bisherigen Star-Wars-Teile waren abgesehen von Lando Calrissian, Senator Bail Organa oder Jango und Boba Fett oft doch sehr weiß und bis auf Leia und Padme Amidala auch sehr männlich. Kleiner Wermutstropfen bleibt für mich aber, dass fast alle Hauptfiguren wieder Menschen sind. Wieso nichtmal ein Ithorianer, eine Twi'Lek, ein Lasat, etc?

Alte Garde: OK, abgesehen von Han Solo waren es oft nur Cameos, dennoch war es schön, Leia, Luke, C3PO, R2D2 oder Admiral Ackbar noch einmal zu sehen. Auch hier hoffe ich auf größere Rollen in den folgenden Teilen.

C3PO & R2D2: Ich LIEBE die beiden Droiden und C3POs "Ich hab dich so sehr vermisst, alter Freund" als R2D2 passend zum Finale des Films dann doch noch einmal erwacht ist, war mein herzerwärmender Magic Moment der siebten Episode.

Darsteller & Chemie: Es ist kein Wunder, dass Finn und Po das neueste Lieblingspaar von Tumblr und Co. sind, denn die beiden haben eine dermaßen starke Chemie, dass es durchaus über eine reine "Bromance" hinausgehen könnte. Eine solche Chemie kann man nicht erzwingen, oft genug ist das reine Glückssache. Hier hatten Abrams und seine Castingagenten offenbar ein sehr glückliches Händchen, denn die Chemie zwischen dem gesamten Darstellerriege stimmt einfach.

Wirklich witzig, natürliche Komik: Der Film ist wirklich witzig. Ich bin zwar einer der wenigen, der JarJar mag, aber insbesondere Episode I setzte dann doch zu sehr auf Slapstick, Fäkalhumor, etc. Hier ist es zwar nicht ganz auf Avengers-Level, aber die Sprüche oder auch mal eine etwas andere "Daumen-hoch"-Geste ergeben sich immer aus der Situation heraus, es passt einfach, dass die jeweilige Figur entsprechend reagiert und sich teilweise auch mal darüber lustig macht, wie absurd die Situation gerade ist.



Praktische Effekte & Aliendesigns: CGI ist nicht per se schlecht und auch hier gibt es mehr als genug davon, oft genug vermutlich auch an Stellen, an denen man es gar nicht unbedingt merkt (das ist ja das Gemeine an guter Tricktechnik - sie fällt keinem auf). Aber Abrams und sein Team haben es sich zur Aufgabe gemacht, insbesondere auf praktische Effekte zu setzen, auf Kostüme und Miniaturen. Das Ergebnis spricht für sich. Deshalb hab ich mich auch ein wenig darüber geärgert, dass dank 3D und zu schneller Kameraschwenks in Maz' Cantina die Hälfte der anwesenden Gestalten nur verschwommen und unscharf zu sehen war. Schade.

Was ich nicht mag:

Snoke: Tja, gerade durch den Fokus auf praktische Effekte, sticht insbesondere der oberste Anführer Snoke sehr negativ hervor. Der Computereffekt funktioniert gar nicht. Überhaupt nicht. Auch nicht, wenn man versucht es mit "Ist ja nur ein Hologramm" wegzuerklären. Es hilft auch nicht, dass der Name und das Design dumm und hässlich sind. Dafür hat man Andy Serkis eingespannt? Echt jetzt? Sicher, dass das nicht bloß sein neuester Praktikant war?

Sydow, Serkis, Christie verschenkt: Bleiben wir beim Thema, denn neben Serkis sind auch Max von Sydow und Gwendoline Christie leider völlig verschenkt. Klar, eventuell kann man die entsprechenden Parts in Episode VIII und IX noch ausbauen, aber bisher ist mir völlig unklar, warum man für solche Winzrollen solche großen Namen gebraucht hat. Das wäre doch bestimmt auch billiger gegangen.



Fünf Planeten zerstört, wirklich zu interessieren scheint es niemanden: In Episode IV wird mit Alderaan ein Planet zerstört. Leias und Obi-Wans Reaktionen vermitteln uns die gigantische Tragweite dieser Tragödie. Die erste Ordnung ist jetzt noch blutrünstiger und vernichtet gleich FÜNF Planeten. Allerdings erfahren wir nie, welche Himmelskörper das jetzt gerade sind und so wirklich zu kümmern scheint es auch niemanden. Wir sehen ein paar Leute panisch zum Himmel staren und schwups sind die Planeten auch schon Weltallgeschichte, während die Rebellen kaum mehr als mit den Schultern zucken. Waren wohl nicht die beliebtesten Planeten.



Hans Tod: In der Nostalgia-Critic-Review wurde Han ein Red Shirt angezogen und ich hab mich fast kaputtgelacht, weil es so perfekt passt. Dass Han schon in "Rückkehr der Jedi-Ritter" sterben sollte, ist bekannt, insofern war es absolut keine Überraschung, als es dann wirklich passierte. Aber eine Sequenz, die wohl emotional sein sollte, ließ mich über Hans offensichtliche Dummheit nur mit dem Kopf schütteln. Ja, der Kerl war mal dein Sohn, aber jetzt ist er ein fucking Sith. Ich konnte nur an ein Zitat von Jack aus Mass Effect 2 denken: "You let someone get that close, it just means they need a shorter knife."

Kleinste Galaxie überhaupt: Dafür, dass Star Wars immer in einer kompletten Galaxie spielen will, ist der Kreis der wirklich wichtigen Figuren geradezu erschreckend klein. Ehrlicher wäre es, wenn es "in einer weit entfernten Familie" heißen würde. Ben "Kylo Ren" Solo ist Sohn von Han und Leia, Rey entweder Lukes oder Obi-Wans Tochter und Finn möglicherweise Landos Sohn. Gähn. Wer die Heldenreise nicht schon im Blut hat, der bleibt maximal Nebenfigur.



Völlig überzogene Symbolik: Als Finn eine blutige Hand auf seinem Helm hatte, um uns allen zu zeigen, wie bitterböse Krieg ist (was ungefähr genauso lang anhielt wie im Tomb-Raider-Reboot), konnte ich nur mit den Augen rollen und den Kopf schütteln. Ähnlich ging es mir dann als Rey und Kylo von einem Graben getrennt wurden. In 2012 war das halbwegs witzig, hier war es einfach nur lächerlich und noch dazu pure Plot Convenience, damit der Kampf schnell wieder beendet werden kann.

Aufgesetzter & unnötiger Spacebattle: Der gesamte Film fühlte sich für mich an als würde jemand mit einer Checkliste danebenstehen und abhaken, was unbedingt drin sein muss, um die Fans zufriedenzustellen. Und diese Liste verlangte eben auch eine Weltallschlacht - ob die jetzt einen narrativen Sinn ergibt und in die Handlung passt oder nicht. Klar, das war alles nett. Aber die echte Erzählung fand auf dem Boden statt, das hier war nur eine hübsche Lasershow.



Hans unnötige Zwischenepisode: Han ist Schmuggler. Wissen wir. Han schmuggelt im Zweifelsfall alles. Wissen wir. Offenbar schmuggelt er auch Sequenzen in fertige Filme, die eigentlich bereits rausgeschnitten wurden. Nur so kann ich mir erklären, wieso man diesen Moment mit seltsamen Tentakelviechern dringelassen hat. Stattdessen hätte man lieber die Szene in Maz' Cantina ausbauen sollen. Oder Max von Sydow. Oder Captain Phasma.

Kylo Ren: OK, schwierig. Kylo Ren könnte nämlich eine gelungene Analogie auf die sogenannte "toxische Maskulinität" sein. Aber trotz cooler Machtfähigkeiten (Blasterschüsse für eine halbe Ewigkeit in der Luft halten? Respekt!) ist er noch lächerlicher als Anakin. Ein kleiner Hanswurst, der gegen die Familie rebelliert, weil er jetzt halt mal dagegen sein will. Wie ein kleines Kind, das an der Kasse keine Schokolade bekommt, sich blöderweise aber der dunklen Seite der Macht zugewandt hat. Ja, das soll voll tragisch und sowas sein, hat mein zynisches Ich jedoch nicht einmal annähernd überzeugt.

Zu sehr nach Checkliste gearbeitet: Ich hab die Checkliste ja bereits erwähnt. Star Wars hat schon immer Elemente wiederholt, das ist auch völlig ok. Ich finde es nicht einmal schlimm, dass Episode VII effektiv ein Remake von Episode IV ist. Dennoch hätte ich mir ein wenig mehr Selbstvertrauen, ein wenig mehr Mut zum Experimentieren gewünscht. Der gesamte Film war mir zu vorhersehbar. OK, mag sein, dass ich als TV-Tropes-Junkie inzwischen schwerer zu überraschen bin, aber ich sah jeden "Twist" meilenweit kommen.

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