NeoRetro: Chrono Trigger
Am 08. August 2011 im Topic 'NeoRetro'
Titel: Chrono Trigger
Konsole: Super Nintendo Entertainment System
Entwickler: Square
Publisher: Square
Erscheinungsjahr: 1993
Genre: Rollenspiel
Frei nach der Maxime "Don't believe the hype" habe ich das Zocken von Chrono Trigger immer ein wenig hintenangestellt. Jetzt ist es aber für die Virtual Console der Wii erschienen und da wollte ich mir dann doch mal eine eigene Meinung dazu bilden.
Normalerweise sagt man ja, dass viele Köche den Brei verderben - in diesem speziellen Fall stimmt das definitiv nicht. Wer Japano-RPGs mag, der weiß schon anhand der Liste der Mitarbeiter, dass ihn etwas ganz Großes erwartet:
- Hironobu Sakaguchi, Erfinder der Final-Fantasy-Reihe
- Akira Toriyama, Manga-Zeichner und Erfinder der Dragon-Ball-Mangas
- Yuji Horii, Erfinder der Dragon-Quest-Reihe
- Yoshinori Kitase, "Regisseur" von Final Fantasy VI, VII und VIII
- Tetsuya Nomura, Charakterdesigner von Final Fantasy VI und "Regisseur" von Kingdom Hearts
- Hiroyuki Ito, Erfinder des Active-Battle-Systems und Gamedesigner von Final Fantasy VI
Als Spieler übernimmt zu Beginn den Haupthelden Crono. Anlässlich der Milleniumsfeier stellen Cronos Freundin Lucca und ihr Vater ihre neueste Erfindung vor. Das Mädchen Marle, das Crono kurz zuvor kennengelernt und das eigentlich Prinzessin Nadia ist, wird von einem Portal verschluckt. Crono und Lucca folgen Marle und finden sich im Jahr 600 wieder. Dort müssen sie eine entführte Vorfahrin Marles retten, um zu verhindern, dass diese aufhört zu existieren. Gemeinsam mit dem in einen humanoiden Frosch verwandelten Ritter Frog (Glenn) schaffen sie das auch und reisen wieder in die Gegenwart. Dort wird Crono beschuldigt, Prinzessin Nadia entführt zu haben, und zum Tode verurteilt. Lucca und Marle befreien ihn, gemeinsam fliehen die drei in ein weiteres Portal und landen im Jahr 2300. Dort erfahren sie, dass ein Wesen namens Lavos im Jahr 1999 die Welt zerstören wird. Gemeinsam mit dem von Lucca reparierten Roboter Robo schwören sie, alles zu tun, um Lavos zu besiegen und die Zerstörung der Welt zu verhindern.
Da im Titel bereits das Wort "Chrono" auftaucht, was sich vom griechischen "chronos", Zeit, ableitet, überrascht es kaum, dass es in Chrono Trigger hauptsächlich um Zeitreisen geht. Muss man anfangs noch bestimmte Portale nutzen, um in andere Zeitebenen zu reisen, geht das später mithilfe des Flugzeuges Epoch ganz einfach. Das gesamte Speilprinzip ist um die Zeitreisemechanik herum konstruiert. Ab einem gewissen Punkt in der Handlung kann man gegen Lavos antreten. Je nachdem, was man getan hat, bevor man sich Lavos entgegenstellt, kann man eines von insgesamt 14 (!) verschiedenen Enden zu sehen bekommen. Der Wiederspielwert wird dadurch massiv erhöht.
Insgesamt spielt sich Chrono Trigger wie eine Mischung aus Final Fantasy und Secret of Mana. Ähnlich wie in Secret of Mana ist man mit bis zu drei verschiedenen Figuren unterwegs, die auch alle auf der jeweiligen Umgebung zu sehen sind. Das Kampfsystem orientiert sich an Final Fantasy. Sobald die Active-Time-Battle-Leiste gefüllt ist, kann man eine Attacke ausführen oder ein Item benutzen. Allerdings bietet Chrono Trigger eine sehr interessante Neuerung: Die Figuren können gemeinsame Angriffe ausführen. Wenn man die Schlagkraft aller drei Kämpfer vereint, kann man mächtige Attacken ausführen.
Diese Attacken und Zauber sind beeindruckend animiert. Insgesamt ist Chrono Trigger ein wahrer Augenschmaus und beweist einmal mehr, dass 2D-Grafik wesentlich besser altert als 3D-Grafik. Die Figuren, die Gegner, die Weltkarten, die Umgebungen - alles ist mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Die Farbpalette ist bunt, aber angenehm abgestimmt.
Das Gesamtpaket rundet ein genialer Soundtrack ab. Wenn man beim Spielen innehält, um mal für ein paar Minuten die brilliante Musik auf sich wirken zu lassen, dann zeigt das, wie gut diese ist. Stücke wie Peaceful Days, Memories of Green, Secret of the Forest, Frog's Theme, Kingdom Trial (das wohl bewusst sehr ähnlich zu dem Song "The Trial" von Pink Floyd ist) oder Wind Scene. Hinter dem Soundtrack steht (um mal einen weiteren japanischen Namen einzuwerfen) Yasunori Mitsuda, der trotz Festplattencrashs und des daraus resultierenden Verlusts vieler bereits vollendeter Stücke so hart an der Musik arbeitete, dass er Magengeschwüre bekam. Mitsuda landete im Krankenhaus, Großmeister Nobuo Uematsu (noch ein japanischer Name) gab der Musik von Chrono Trigger den letzten Schliff.
Fazit: Ich habe dem Hype nicht geglaubt und Chrono Trigger lange Zeit vor mir hergeschoben. Der Hype ist jedoch absolut gerechtfertigt. Chrono Trigger ist zusammen mit Final Fantasy VI der Inbegriff des 16-Bit-Rollenspieles. Figuren, Grafik, Spielmechanik, Musik - es stimmt einfach alles. Nachdem an dem Spiel so ziemlich alle Großmeister des japanischen Rollenspieles und der Erfinder der Dragon-Ball-Mangas mitgearbeitet haben, ist es jedoch kaum verwunderlich, dass das fertige Produkt so gelungen ist. Wer Chrono Trigger noch nicht gespielt hat, der sollte die 900 Punkte beziehungsweise 9 Euro unbedingt investieren und sich das Spiel von der Virtual Console der Wii herunterladen. Für Rollenspieler ein absolutes Must-Have und für jeden Wii-Besitzer eigentlich auch.