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NeoRetro-Doppelfeature: Jurassic Park und Jurassic Park: Operation Genesis
Am 10. Juli 2011 im Topic 'NeoRetro'
Lizenzspiele sind so eine Sache. Die meisten sind durchaus zurecht als "Lizenzmüll" verschrien, weil die Spiele oft innerhalb eines sehr knappen Zeitrahmens und mit niedrigem Budget entwickelt wurden, was oftmals dazu führt, dass das Endergebnis kaum überzeugen kann. Ausnahmen wie Batman: Arkham Asylum oder Star Wars: Knights of the Old Republic zeigen jedoch, dass aus Filmlizenzen durchaus richtig gute Spiele werden können.
Die Marke Jurassic Park ist durch den erfolgreichen Roman aus der Feder Michael Crichtons sowie der Verfilmung durch Steven Spielberg weltbekannt und hat damals aus vielen Menschen über Nacht Dinosaurier-Fans gemacht. Eine ganze Reihe von Videospielen durften sich an der Lizenz austoben, viel mehr als Mittelmaß kam in den meisten Fällen allerdings leider nicht dabei heraus. Dennoch gibt es zwei überzeugende Ausnahmen, die ich hier in einem "Doppelfeature" vorstellen möchte.
Titel: Jurassic Park
Konsole: SEGA Mega Drive
Entwickler: BlueSky Software
Publisher: SEGA
Erscheinungsjahr: 1993
Genre: Plattformer, Adventure
Das Spiel beginnt damit, dass ein T-Rex "SEGA" brüllt, was ich bis heute sehr lustig finde. Im darauf folgenden Plattformer kämpft man sich entweder als Dr. Alan Grant oder als Velociraptor durch verschiedene Bereiche des Jurassic Park. Man beginnt in einem Dschungel, durchquert ein Kraftwerk, überquert einen Fluss oder sucht seinen Weg durch einen Vulkan - wobei der Fluss und der Vulkan beim Velociraptor wegfallen.
Beide Wege spielen sich ziemlich unterschiedlich. Als Grant hat man verschiedene Waffen zur Verfügung, von Betäubungspfeilen bis zu Gasgranaten oder Raketen. Allerdings kann man mit all diesen Waffen die Dinosaurier nur betäuben, offensichtlich waren sie nicht für den Ernstfall eines Dinosaurierausbruches ausgelegt. Das bedeutet, dass man sich nicht allzu lange in der Nähe der betäubten Riesenechsen aufhalten sollte, wenn man nicht erneut attackiert werden möchte. Als Grant kann man sich an Seilen entlang hangeln, Schalter betätigen und im Flusslevel ein Boot steuern. Als Raptor muss man gegen die Sicherheitskräfte und andere entkommene Dinos antreten. Der Raptor kann außerdem einen Supersprung vollführen und seine Energie wieder auffüllen, indem er "Compys" (Procompsognathus) frisst.
Die Level sind sehr abwechslungsreich und mit Liebe zum Detail gestaltet. Während man sich im Kraftwerk als Grant an unter Spannung stehenden Kabeln entlang hangelt, muss man als Raptor im Pumpenhaus trügerische Abgründe mit Sprüngen überwinden. Jeder Level hat eine ganz eigene Stimmung, die über das Art Design auch gut vermittelt wird. Die Entwickler haben sich gegenüber dem Film ziemliche Freiheiten gelassen, was dem Spiel dank des guten Leveldesigns letztendlich aber zugute kommt.
Mir gefällt besonders die Musik in diesem Spiel. Besonders die Themes des Kraftwerks, der Pumpenstation und des Besucherzentrums sind sehr gelungen und schaffen eine beklemmende Atmosphäre.
Ich persönlich finde auch, dass die Levels dramaturgisch genial gestaltet sind. Im ersten Level begegnet man als Grant nur Pflanzenfressern, Dilophosauriern und Compys. Im zweiten Level hört man den Raptor dann zuerst, bevor man in dann kurz Zeit später auch zu sehen bekommt. Und wenn der T-Rex dann später durch eine Wand bricht, ist das beim ersten Mal ein absoluter Schockmoment.
Leider nagt dann aber besonders der Flusslevel an den Zockernerven, der ist nämlich eine einzige große Trial-and-Error-Orgie. Ein Fehler und man ist futsch.
Wer genau hinschaute, konnte damals sogar im Handbuch einen versteckten Code für ein späteres Level finden. Denn leider kann man bei Jurassic Park nicht speichern, sondern muss mit Passwörtern vorlieb nehmen. Zum Glück sind die Passwörter nur achtstellig und im entsprechenden Menü relativ schnell eingegeben.
Fazit: Alles in Allem ist Jurassic Park ein gelungener Plattformer mit ein paar Schwächen. Die gute Grafik, das Gameplay und die gelungene Musik wissen auch heute noch zu überzeugen. Ein wenig frustresistent sollte man trotzdem sein, da das Spiel manchmal doch etwas schwieriger sein kann. Wer das Spiel gebraucht irgendwo sieht, der sollte ruhig zugreifen. Und es sollte sich auch niemand davon abhalten lassen, dass der Angry Video Game Nerd das Spiel mal in einem seiner Videos gezeigt hat.
Titel: Jurassic Park: Operation Genesis
Konsole: XBox
Entwickler: Blue Tongue Entertainment
Publisher: Universal Interactive/Konami
Erscheinungsjahr: 2003
Genre: Wirtschaftssimulation
Im Nachhinein überrascht es mich persönlich, dass es ganze zehn Jahre gedauert hat, bis ein Spieleentwickler auf die Idee kam, Jurassic Park als Theme-Park-Klon umzusetzen. Aber: Besser spät als nie, denn das Ergebnis ist um so gelungener.
In Operation Genesis findet man sich in der Rolle des Managers des Jurassic Park wieder und hat von nun an die Aufgabe, den Dino-Zoo mit seinen prähistorischen Bewohnern in eine möglichst gute Zukunft zu begleiten.
Dazu hat man verschiedene Modi zur Verfügung: ein Tutorial, ein Missionsmodus und ein Sandbox-Modus. Im Tutorial werden einem die Grundlagen erklärt, im Missionsmodus muss man verschiedene Ziele erfüllen, richtig interessant wird es jedoch erst im Sandbox-Modus.
Zu Beginn erstellt man sich eine Insel und beginnt mit dem Bau seines persönlichen Jurassic Park. Gehege, Wege, Toiletten, Restaurants und Souvenirbuden müssen gebaut werden. Darüber hinaus braucht man aber auch eine Ranger- und eine Putzstation. Anfangs kann man erst zwei Arten von Dinosauriern "herstellen", insgesamt stehen einem jedoch ganze 25 Spezies zu Verfügung. Um weitere Arten zu bekommen, muss man Fossilien ausgraben und dann im Labor die DNA extrahieren lassen. Man kann die Dinosaurier zwar bereits bei 50 % DNA produzieren, aber sie leben dann nur sehr kurz, weshalb man nach Möglichkeit 100 % erreichen möchte. Wer genug Geld hat und nicht auf Ergebnisse der Ausgrabungsteams warten möchte, kann auch Fossilien oder Bernstein kaufen. Letzeres ist immer ein wenig Glücksspiel, da man anders als bei den Knochen nicht weiß, welche DNA das darin eingeschlossene Insekt aufgesaugt hat. Manchmal finden die Paläontologen auch Silber, Gold oder Opale, die man dann gewinnbringend verkaufen kann.
Die Gestaltung der Gehege und die Zusammenstellung der Dinosaurier ist von großer Bedeutung. Die pflanzenfressenden Dinosaurier aus dem gleichen Gebiet und der gleichen Zeitperiode harmonieren sehr gut miteinander. Man kann aber auch alle Herbivoren in ein einziges Gehege packen, bei den Dinoexperten im Publikum, die möglichst viel Realismus sehen wollen, stößt man damit jedoch nur auf wenig Gegenliebe. Und wer die Actionfans sowie die Raubsaurierer zufriedenstellen will, der muss diesen auch hin und wieder mal einen Pflanzenfresser als Futter zur Verfügung stellen.
Hin und wieder suchen auch Stürme die tropische Insel heimen oder die Dinosaurier drehen durch und brechen aus. Schutzräume sind da von oberster Priorität. Darüber hinaus muss man die Dinos auch impfen und manchmal sogar töten. Das kann man entweder den Ranger machen lassen oder selbst den Heli steuern und das Gewehr in First-Person-Sicht in die Hand nehmen. Auch die Geländewagen der Safaritour können gelenkt und der Heißluftballon bestiegen werden. In beiden Fällen kann man auch Fotos schießen, die bei hoher Punktzahl auch verkauft werden und Geld auf das Geschäftskonto spülen. Alle Aussichtsmöglichkeiten können ebenfalls selbst im First-Person-Modus durchblickt werden, da man erst so sieht, ob nicht vielleicht ein falsch gesetzter Baum den Zuschauern die gute Aufsicht auf die wiedererweckten Riesenechsen versperrt.
Grafisch ist das alles wunderbar umgesetzt. Man sieht zwar, dass manche Blätter wie ausgeschnitten wirken und das Wasser letztendlich aus Kacheln besteht und hin und wieder gibt es auch lustige Glitches, das ändert jedoch Nichts daran, dass die Grafik insgesamt sehr zu überzeugen weiß.
Man hört während des Spieles den Original-Filmsoundtrack von John Williams. Vielleicht nicht in der besten Qualität, aber dennoch genial, schließlich ist der Jurassic-Park-Score eine Klasse für sich. Auch die Geräusche der Besucher oder der Dinosaurier wissen zu überzeugen. Leider bekommt man nicht die Original-Synchronstimmen von Alan Grant, Ellie Sattler, Robert Muldoon oder John Hammond, die einem als Bereichsleiter zur Verfügung stehen, zu hören, dennoch machen alle Sprecher einen guten Job.
Die Steuerung auf der XBox ist ebenfalls gelungen. Das Navigieren durch den Park oder die Auswahl verschiedener Punkte in Ringmenüs ist sehr "responsive" und reagiert stets auf alle Eingaben. Umzäunungen für die Gehege oder Wege sind schnell angelegt, Gebäude lassen sich einfach und schnell drehen sowie platzieren.
Wer noch etwas lernen möchte, der kann sich durch die Dinopädie lesen, die auch so manchen Tipp zu Fossilien oder Dinozusammenstellung beeinhaltet. Ein paar Kleinigkeiten können ein wenig nerven, zum Beispiel weiß der Aufsichtsrat oft schon, dass Krankheiten im Park grassieren, bevor ihr überhaupt darauf hingewiesen werdet. Das schmälert jedoch nicht den sehr positiven Gesamteindruck.
Fazit: Wer schon immer seinen eigenen Jurassic Park managen wollte, der sollte hier unbedingt mal einen Blick reinwerfen. Trotz großer Lizenz dürfte die Veröffentlichung dieses Spieles nämlich an vielen vorbeigegangen sein. Das Theme-Park-Konzept wurde absolut gelungen mit der Jurassic-Park-Thematik vermischt. Operation Genesis ist kein Lizenzmüll, sondern ein geradezu unglaublich durchdachtes Spiel. Die Steuerung ist gelungen, die Grafik überzeugt auch noch heute und dass man den Original-Soundtrack des Filmes zu hören bekommt, rundet ein gelungenes Erlebnis ab. Und als ob das noch nicht genug wäre, läuft das Spiel sogar einwandfrei auf der XBox360 - wer also keine XBox, aber den Nachfolger hat und Wirtschafssimulationen mag, der sollte sich das Spiel unbedingt zulegen.
Screenshots: GamersHell.com, Guardiana.net
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