TiRos Blog
Freitag, 6. Mai 2011
NeoRetro: E.V.O.: Search for Eden
Am 06. Mai 2011


Titel: E.V.O.: Search for Eden
Konsole: Super Nintendo Entertainment System (SNES)
Entwickler: Almanic
Publisher: Enix
Erscheinungsjahr: 1993
Genre: Jump'n'Run/Rollenspiel

Ich bin immer wieder für Anregungen dankbar, die mir eine Richtung angeben, welche alten Spiele auch heute noch einen Blick wert sind. Dieses Mal kam die Anregung aus dem GameOne-Plauschangriff mit dem Thema Dreamcast- und N64-Rollenspiele. Dort fiel nämlich der Name E.V.O. - eigentlich zwar nur am Rande, aber ich machte mich trotzdem über das Spiel schlau. Und dann entschied ich mich dazu, mir das Spiel ein Mal genauer anzuschauen.

Der genaue Titel lautet E.V.O.: Search for Eden. Das Spiel wurde 1993 von Enix, damals noch selbstständig, veröffentlicht. Von den Entwicklern Almanic hat man weder davor noch danach viel gehört. Sol, die Sonne, gibt seiner Tochter Gaia, der Erde, die Erlaubnis ein Lebewesen auszusuchen und mit diesem in Eden zusammenzuleben. Gaia wählt einen Fisch aus, seine Aufgabe wird es, durch alle kommenden Zeitalter zu überleben.



Damit beginnt ein Spiel, das im Grund genommen ein Jump'n'Run ist, aber auch einige Rollenspielelemente enthält. Wie der Titel E.V.O. bereits andeutet, geht es um Evolution. Der Spieler muss die Kreatur ständig weiterentwickeln, um mit den immer stärker werdenden Gegnern mithalten zu können. Für diese Entwicklung braucht man Evolutionspunkte, diese sammelt man, analog zu Erfahrungspunkten in (anderen) Rollenspielen, indem man Gegner tötet und sie danach auffrisst. Hat man genug Punkte gesammelt, kann man diese für verbesserte Kiefer, einen robusteren Körper oder einen längeren Hals investieren.

Leider hat man bei diesem Punkt jedoch Potential verschenkt. Letztendlich läuft es darauf hinaus, dass man in jedem Bereich das "teuerste" verfügbare Körperteil haben möchte, weil diese fast immer die besten sind. Mit anderen "Itemwerten" oder beispielsweise Giftzähnen hätte man in diesem Bereich mehr herausholen können. Auch beim Jump'n'Run-Teil hat man Potential verschenkt. Oftmals ist es in den einzelnen Leven nämlich gar nicht nötig, auf eine höher oder tiefer gelegenere Plattform zu gelangen. Meist reicht es, wenn man einfach von links nach rechts durch den Level läuft und auf diesem Weg alle Gegner frisst.



Ansonsten läuft, schwimmt oder fliegt man durch die Level und versucht dabei, möglichst viele andere Lebewesen zu töten. Bei YouTube stand unter einem Video zu E.V.O. es sei "Grinding - The Game". Das ist zwar übertrieben, aber dennoch nicht ganz falsch. Aufleveln beziehungsweise Level-grinden macht man sehr oft, um genug Punkte für die nächste Evolutionsstufe zu sammeln. Das kann, wie bei anderen Rollenspielen auch, auf die Dauer etwas langweilig werden. Ich persönlich vertreibe mir diese Langeweile, indem ich den Ton abstelle und dann während des Auflevelns einen Podcast höre, z.B. einen der bereits erwähnten Plauschangriffe oder die Medien-KuH. Dann wird selbst das langwierigste Aufleveln erträglich.



Die normalen Gegner stellen einen nach erfolgreichem Evolutionieren eigentlich vor keine größeren Schwierigkeiten mehr, wenn da nicht ein kleines Aber wäre: In den meisten Jump'n'Runs hat man nach einem Treffer eine kurze Phase, in der die Spielerfigur unverwundbar ist. Im Englisch nennt man das "recreational time", Erholungszeit. Genau diese Erholungszeit gibt es in E.V.O. nicht, was bedeutet, dass selbst ein eigentlich harmloser Gegner einem innerhalb kürzester Zeit den kompletten Lebensbalken auf Null reduzieren kann. Vorsicht ist also immer geboten.

Richtig hart wird es dann bei den Endgegnern, die durch mysteriöse Kristalle verändert wurden. Diese Bossgegner schlagen ordentlich zu und stecken verdammt viel ein, bevor sie das Zeitliche segnen. An dieser Stelle möchte ich dann einen Trick verraten, mit dem die Bosskämpfe ein klein wenig leichter werden. Man hat nämlich eine Art eingebaute Selbstheilungsfunktion, da bei jeder Evolution die HP wieder komplett aufgefüllt werden. Wenn man also nur noch wenig Energie hat, geht man ins Evolutionsmenü und sucht sich dort eine Veränderung raus, die nur wenig Evolutionspunkte kostet (am Günstigsten ist dabei meistens der Hals) und schon erfreut man sich wieder bester Gesundheit.



Optisch ist das Spiel gut präsentiert. Manche Lebewesen wirken allerdings etwas zu knuddelig-cartoon-mäßig und die Landschaften wiederholen sich. An anderen Stellen gibt es dann wiederum interessante Effekte. Insgesamt wirkt das etwas zwiegespalten.

Und auch akustisch kommt E.V.O. etwas zwiegespalten daher. Einerseits hat man einige austauschbar und generisch klingende Musik, andererseits hat man großartige Stücke voller Emotionen. Mir persönlich gefallen das Ozean-Thema, das Weltkarten-Thema, das Sorrow-Thema und das abgrundtief traurige Extinction-Thema besonders gut. Letzteres läuft als musikalische Untermalung der sehr bewegenden Szene, in der die Dinosaurier von einem Kometen ausgelöscht werden. Inzwischen gibt es davon sogar eine orchestrierte Version und das obwohl E.V.O. eigentlich eines der eher unbekannteren SNES-Spiele ist. Der Soundtrack war übrigens die erste 16-Bit-Arbeit von Koichi Sugiyama, der später als Stammkomponist der Dragon-Quest-Serie zu Ruhm gelangte. Mit dem E.V.O.-Soundtrack hat er ein solides Erstlingswerk abgeliefert.



E.V.O. hatte bereits 1992 das gleiche Thema wie viele Jahre später Spore aus dem Hause Maxis: die Evolution. Die Entwickler von Almanic sind dabei nicht unbedingt an Wissenschaftlichkeit oder Realismus interessiert, sondern präsentieren eine Fantasy-Geschichte. Der Spieler kämpft und mampft sich durch die verschiedenen Zeitalter - vom Fisch zum Säugetier. Auf dem Weg dorthin durchläuft man sehr viele Evolutionsstufen. Leider wurde Einiges an Potential verschenkt, etwa bei den auswählbaren Körperteilen, wo das teuerste immer das beste ist, oder bei den oft zu linearen Leveln. Und dass man die meiste Zeit mit Aufleveln verbringt, wird vielen ebenfalls nicht gefallen. Grafisch ist E.V.O. ok, musikalisch stellenweise sogar sehr gut. Evolution ist nicht unbedingt etwas Schönes, das bringt E.V.O. eindrucksvoll rüber. Wenn man als Spieler zwei Kreaturen tötet und dann plötzlich deren Sohn kommt und verzweifelt nach seinen toten Eltern schreit, dann bekommt man als Spieler durchaus Zweifel ob man gerade das Richtige getan hat. E.V.O. ist weder vom Gameplay, noch von der Grafik, noch vom Leveldesign oder vom Akustischen her das beste Spiel. In sämtlichen Kategorien landet es höchstens im mittleren Bereich. Aber E.V.O. macht Spaß, ist interessant und lehrreich und wirft auch Fragen auf. Man kann also ruhig mal einen Blick riskieren.

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