TiRos Blog
Samstag, 22. Januar 2011
GlotzGedanken: Küss den Frosch - Disney lebt und wie!
Am 22. Januar 2011 im Topic 'GlotzGedanken'


Vor Kurzem habe ich mir Disneys neuesten Zeichentrickfilm Küss den Frosch (The Princess and the Frog, 2009) angeschaut und bin immer noch hin und weg. Ich liebe Disney - und dieser Film verpasst einem eine ganz große Spritze alldessen, was an Disney so toll ist:

Charaktere: Da ist Tiana, die sich mit harter Arbeit den großen Wunsch vom eigenen Restaurant erfüllen möchte, den sie stets gemeinsam mit ihrem Vater träumte, bevor dieser dem Krieg zum Opfer fiel. Da ist der Ukulele-spielende Prinz Naveen, der verwöhnte, adelige Schnösel, für den das ganze Leben eine einzige große Party ist und der sich auf der Suche nach einer reichen Frau befindet, weil seine Eltern ihm den Geldhahn abgedreht haben. Da ist der trompetende Alligator Louis, der von einer Karriere als Jazzmusiker träumt. Da ist Kajun-Glühwürmchen Ray, der sich unsterblich in den Abendstern Evangeline verliebt hat. Und da ist Dr. Facilier, der einen Pakt mit Wesen im Schattenreich eingegangen ist und gutgläubige Menschen mit Vooddo-Tricks abzieht. Disney-Figuren sind nun nicht gerade dafür bekannt, besonders facettenreich zu sein, aber das brauchen sie auch gar nicht, wenn sie mit so viel Liebe gestaltet sind.

Tiana hat als erste schwarze Disney-Prinzessin in den USA für etwas Aufregung gesorgt, doch was man kann man an einer solch taffen und selbstständigen Frau, die unabhängig ist und hart für die eigenen Ziele arbeitet denn schon groß kritisieren? Sowohl als Schwarze, aber auch als Frau ist sie eine absolute Identifikationsfigur.

Mir besonders gefallen hat als Figur Alligator Louis, der natürlich in der Tradition von Balu und Pumba steht - ein absoluter Sympathieträger. Und, mal ehrlich, wie könnte man einen großen, dicken, etwas tollpatschigen, Trompete-spielenden Alligator nicht mögen?

Geschichte: Märchen hat man bei Disney ja immer schon gerne adaptiert. Diesmal war "Der Froschkönig" an der Reihe, jedoch läuft in diesem Fall beim Küssen des Frosches und der dann folgenden Verwandlung etwas ganz gehörig schief... viel mehr möchte ich hier dann auch nicht vorwegnehmen.

Musik: Disney-Filme sind für ihre Musical-Einlagen bekannt. Selten ergab das so viel Sinn, wie bei einem Film, der in New Orleans, der Heimatstadt des Jazz spielt. Randy Newman hat als Komponist einmal mehr erstklassige Arbeit geleistet. Die Songs haben einen mitreißenden Rhythmus, der direkt ins Blut geht. Aber auch ruhigere Töne werden z.B. bei "Evangeline" angeschlagen. In einigen YouTube-Kommentaren beschweren sich User über die deutsche Fassung der Songs. Mir persönlich gefallen auch diese und ich finde, dass Cassandra Steen und Roger Cicero als Tiana und Naveen absolut überzeugen. Und auch Bill Ramsey als Alligator Louis ist großartig.

Handgezeichnete Animation: Nach finanziellen Misserfolgen wie Atlantis oder Bärenbrüder (die ich im Übrigen beide sehr gerne mag) hatte man bei Disney eigentlich verkündet, dass man keine traditionell gezeichneten Animationsfilme mehr produzieren würde, da sich der Geschmack des Publikums inzwischen zu sehr geändert hätte. Diese Entscheidung wurde dann jedoch revidiert als Edwin Catmull Präsident von Disney wurde.

Ich konnte es kaum glauben, als ich das las: Disney hatte wirklich für ein paar Jahre die Sparte des traditionellen Zeichentricks gestrichen und die entsprechenden Mitarbeiter gefeuert - die Firma, die ihren heutigen Status auf dem Erfolg von Walt Disneys handgezeichneten Figuren gründet.

Offensichtlich trug jedoch der Erfolg von Pixar, der hauptsächlich in sympathischen Figuren und großartigen Geschichten begründet liegt, dazu bei, dass man sich bei Disney wieder auf die guten alten Wurzeln zurückbesonnen hat. Die meisten der neueren Zeichentrickfilme waren ja nicht schlecht, weil sie Zeichentrickfilme waren, sondern einfach weil sie keine guten Filme waren. Man hat sich dann hingesetzt und mit Küss den Frosch nun doch wieder einen guten Disney-Zeichentrickfilm entwickelt.

Und es tut so unglaublich gut, endlich wieder einen handgezeichneten Disney-Film zu sehen. Zu sehr hat man sich von CGI-Effekten verlocken lassen, was zu Schund wie Der Schatzplanet führte. Dabei braucht es das gar nicht. Kein CGI-Rotz, kein 3D-Gimmick-Gedöhns, nur damit die Kinokarten teurer verhökert werden können. Nein, einfach nur handgezeichnete Animation, bei der man Liebe und Talent gleichermaßen spürt. Das im Verbund mit gelungenen Charakteren, einem genialen Soundtrack und einer tollen Story - das ist der Geist von Disney, wie man ihn gekannt und vermisst hat.

Und, siehe da: Erfolg! An der Kinokasse klingelte es reichlich, Kritiker waren aus dem Häuschen und als Sahnehäubchen gab es sogar ein paar Oscar-Nominierungen. Und bei Disney hat man sich nach dem Erfolg dazu entschieden, nun doch auch weiterhin wieder tradtionelle Zeichentrickfilme zu machen. Und wenn die weiterhin so gut sind, wie Küss den Frosch, werden auch diese erfolgreich sein.

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