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NeoRetro: Maniac Mansion
Am 22. Juli 2010 im Topic 'NeoRetro'


Titel: Maniac Mansion
Konsole: PC
Entwickler: LucasArts
Publisher: LucasArts
Erscheinungsjahr: 1987
Genre: Point-and-Click-Adventure

Maniac Mansion - das Spiel, das mehr oder weniger im Alleingang den Erfolg der LucasArts-Adventures begründet hat. Das Eingabeschema der Lucas-Arts-Adventures, die sogenannte SCUMM-Bar, wurde eigens für Maniac Mansion entworfen, was sich insbesondere darin ausdrückt, dass SCUMM ausgeschrieben "Script Creation Utility for Maniac Mansion" bedeutet - im Übrigen ist dies eine in Nerd-Quizzes häufig auftauchende Frage.

Von der Geschichte her kommt das Spiel wie ein billiger B-Horrorfilm rüber. Sandy Pantz, die Freundin von Hauptfigur Dave Miller wurde vom verrückten Dr. Fred in dessen gruseliges Herrenhaus verschleppt. Dave macht sich gemeinsam mit zwei FreundInnen daran, Sandy aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Der Spieler kann nun Daves Mitstreiter bestimmen: die beiden PunkrockerInnen Syd und Razor, Schülerzeitungsreporter Michael F. Stoppe, die angehende Schriftstellerin Wendy, der nerdige Bernard Bernoulli sowie "Surfer Dude" Jeff Woodie - für zwei von ihnen muss man sich zu Beginn des Spieles entscheiden. Diese Entscheidung beeinflusst den restlichen Spieleverlauf enorm, da jede Figur unterschiedliche Fähigkeiten hat, wodurch sich viele verschiedene Lösungsmöglichkeiten ergeben - aber auch viele "rote Heringe", da durch die Figurenkonstellation gewisse Dinge auch unbenutzbar werden/bleiben. Dr. Freds schräge Familienmitglieder, Schwester Edna und Weird Ed, sowie seine Kreationen, grün und lila Tentakel, sowie ein mysteriöser Meteor machen die Rettungsmission auch nicht gerade leichter.





Man klickt sich nun also durch das Spiel und versucht, irgendwie Sandy zu helfen - wenn man nicht gerade auf der Flucht vor Dr. Fred, Edna oder Weird Ed ist, die öfter mal durch das Haus streifen und dann doch ein gewisses Gefühl der Bedrohung beim Spieler auslösen. Man landet zwar schlimmstenfalls nur im Kerker, aus dem man auch relativ schnell wieder entkommen kann, aber eine gewisse "Restangst" bleibt dann doch. Nach dem Prinzip "trial and error" klickt man sich dann, wie auch bei den späteren LucasArts-Adventures, durch das Spiel und versucht herauszufinden, wozu z.B. Plastik-Früchte gut sein könnten. Wie bereits erwähnt, bleiben manche Objekte für bestimmte Figuren unnutzbar (tolles Wort), obwohl sie wichtig erscheinen - sie werden zu sogenannten "roten Heringen".



Ein ganz besonderer und auch sehr berühmter bzw. berüchtigter roter Hering ist die Kettensäge in der Küche, mit der man leider nichts anfangen kann, da der Benzintank leer ist. In einem Nachfolgetitel von Maniac Mansion, Zack MacCracken and the Alien Mindbenders findet man dann einen Benzintank, der dort ohne Kettensäge aber genauso nutzlos bleibt wie die benzinlose Kettensäge. Ein wirklich cleverer Einfall, um zwei Spiele miteinander zu verbinden.



Berüchtigt ist auch "Benutze Hamster mit Mikrowelle", was das arme pelzige Wesen natürlich tötet. Gibt man die Überreste dann zurück an den Besitzer Weird Ed, findet man sich selbst auch relativ schnell in einem Grab wieder. Das Spiel für die betreffende Figur ist dann logischer Weise vorbei. Für die Veröffentlichung auf dem NES wurde diese Möglichkeit übrigens geschnitten, da Nintendo soetwas nicht auf seiner familienfreundlichen Konsole haben wollte. In Day of the Tentacle, der Fortsetzung von Maniac Mansion gibt es dann eine großartige Anspielung auf die Mikrowellenszene. Die Ermordung des Hamsters bringt einen im Spiel übrigens nicht weiter, im Gegenteil ist es sogar besser, den Hamster leben zu lassen. Aber manchmal geht dann eben doch der innere Sadist mit einem durch... Vor Kurzem las ich übrigens diese erschreckende und hoffentlich nicht von dem Spiel inspirierte Schlagzeile: "England: Vier Monate Knast für Tierquäler - Junge grillt Hamster in Mikrowelle". Im echten Leben also bitte nicht nachmachen!

Mit Hilfe der gesammelten Hinweise und Objekte schafft man es dann letztendlich irgendwie, Sandy zu retten. Mit Bernard ruft man die Weltraumpolizei, die den Meteor, unter dessen Bann Dr. Ed die ganze Zeit stand, verhaftet; mit Wendy verhilft man ihm zu einer Karriere als Schriftsteller, und-so-weiter-und-so-fort. Auch hier kommt es wieder auf die Figurenkonstellation an, so dass sich das Spiel einen recht hohen Wiederspielwert behält, da man immer wieder mit anderen Personenkonstellationen herumprobieren kann.



Leider ist auch dieses Spiel jedoch sehr kurz, was beim Wiederspielen, wenn man ja schon einen Teil der Rätsel sowie die dazugehörigen Lösungen kennt, auch nicht viel besser wird. Dies scheint jedoch ein generelles Manko der LucasArts-Adventures zu sein: gut, aber zu kurz.

Die Grafik ist für die damalige Zeit ganz gut, man darf auch hier natürlich nicht mit heutigen Maßstäben herangehen. Leider ist jedoch auch die Musik hier nicht sonderlich erwähnenswert. Mit Ausnahme des Intro-Stücks sowie ein, zwei kurzen "Liedern" im Spielverlauf, herrscht Stille, die nur von gelegentlichen Soundeffekten aufgelockert wird. Da ich Spiele mit guten Soundtrack besonders gerne spiele, kann mich Maniac Mansion in diesem Punkt nicht überzeugen. Da waren spätere LucasArts-Adventures, wie etwa Monkey Island dann doch wesentlich besser ausgestattet.



Fazit:

Ein solides Point-and-Click-Adventure, dass durch die verschiedenen wählbaren Figurenkonstellationen einige teilweise recht unterschiedliche Spielemöglichkeiten aufweist, was auch den Wiederspielwert mit anderen "Party"-Zusammenstellungen relativ hoch hält. Leider ist das Spiel sehr kurz geraten. Die Grafik ist ok, es gibt auch eine von Fans kreierte Deluxe-Variante mit verbesserter Grafik, der Sound, sofern überhaupt vorhanden, ist leider nicht der Rede wert. Auch die Story, die natürlich bewusst an B-Horror-Filme angelehnt ist, ist leider nicht so der Brüller, sondern dient eher als Mittel zum Zweck. Interessant ist, dass in Teil 2 The Day of the Tentacle ausgerechnete der Nerd Bernard Bernoulli die Hauptrolle übernimmt, während von Dave, Sandy und den anderen keine Rede mehr ist. Da Bernard jedoch die Figur ist, mit der man am meisten anfangen kann und vmtl. auch am Ehesten zur Identifikationsfigur des spielenden Publikums taugt und wurde, wundert dies letztendlich jedoch nicht ganz. Ohne einer späteren "Rezension" von Day of the Tentacle vorweggreifen zu wollen, muss ich jetzt schon sagen, dass in diesem Fall der zweite Teil klar und deutlich besser ist als der erste.

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